Redebedarf – Wenn man mit dem Saugroboter spricht
- Nina Saliternig
- 30. Mai
- 2 Min. Lesezeit
30.000 Wörter pro Tag. So viel soll eine durchschnittliche Frau täglich von sich geben – habe ich zumindest mal gehört. Und ganz ehrlich: Auf mich trifft das definitiv fast immer zu.
Aber was macht man, wenn man im Home-Office sitzt und sich die täglichen sozialen Kontakte auf den Paketboten und den gelegentlichen Tiefkühlkostlieferanten beschränken? Ganz einfach - man erweitert sein Gesprächsrepertoire. Ich diskutiere nun mit meiner Waschmaschine über den Sinn des Kurzprogramms, bedanke mich beim Geschirrspüler für seine Leistung und beschimpfe den Saugerroboter, wenn er sich zum zehnten Mal an der Teppichkante verheddert.
Und schon höre ich sie wieder, die Kritiker des Home-Office: „Ha! Ich hab’s doch gewusst - die im Home-Office machen nur Haushalt!“ Darauf kann ich nur antworten: Natürlich schalte ich meine Haushaltshelfer ein – ich lebe ja schließlich hier. Aber im Gegensatz zu so manchem Büroschwätzer stehe ich nicht ewig in der Kaffeeküche herum oder platze unangemeldet ins Büro, nur um die Kolleginnen und Kollegen mit belanglosen Gesprächen aufzuhalten, weil mir langweilig ist. Also ... sind wir quitt?
Zurück zu meinen 30.000 Wörtern. Eine meiner liebsten Methoden, um den Redebedarf zu decken, ist Weiterbildung. Aktuell beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Künstliche Intelligenz – unglaublich spannend und wirklich faszinierend, was da alles möglich ist. Und das Schöne daran? Man kann wunderbar Selbstgespräche führen, während man lernt. Man glaubt gar nicht, wie gut man darin wird, wenn man die meiste Zeit des Tages mit sich allein ist.

Meine absoluten Lieblingsmomente sind aber – wenn meine Männer nach Hause kommen. Sobald die Haustür aufgeht, startet mein verbaler Wasserfall. Ich rede … und rede … und rede. Sehr zum Leidwesen der beiden. Aus Angst, dass gleich wieder einer von Ihnen die Flucht ergreift, spreche ich in einer Geschwindigkeit, die meinen Mann immer wieder den Kopf schütteln lässt – weil er schlichtweg kein Wort versteht. Noch spannender wird es, wenn ich versuche, mehrere Themen gleichzeitig unterzubringen. Womit wir wieder beim Monolog wären, denn eine Antwort? Gibt es da selten😊.
Mein Sohn macht es sich da einfacher. Mit einem knappen, aber wirkungsvollen Satz – „Ich muss lernen“ – öffnet sich seine Zimmertür und schließt sich ebenso schnell wieder hinter ihm. Wahrscheinlich reichen ihm meine Selbstgespräche beim Mittagessen schon als tägliche Dosis mütterlicher Kommunikation.
Und so kehre ich zu meinen treuen Gesprächspartnern – Waschmaschine, Geschirrspüler und Saugerroboter zurück.
Oder habt ihr vielleicht eine bessere Idee? Ich bin offen für Vorschläge – vor allem für solche, bei denen mir auch mal jemand antwortet.







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